Die Johannes-Offenbarung im Neuen Testament berichtet von einem großen Zeichen am Himmel mit einer schwangeren Frau, bekleidet mit der Sonne, der Mond unter ihren Füßen und um ihr Haupt ein Kranz aus zwölf Sternen.
In, an oder vor Gotteshäusern begegnen wir immer wieder in religiöser Kunst der himmlischen Frau auf der Fläche oder als Statue, wie hier im Foto vor der Wallfahrtskirche Schönenberg / Ellwangen, und zwar als Mutter Gottes, der Reinen Jungfrau, die den Blick richtet auf ein Trinitätszepter in ihrer Rechten.
Wie bei obiger Vision der Joh.-Offb. erscheint auf unserem Bild die Madonna in gewisser Weise ebenfalls am Himmel, der hinter ihr in Azurblau leuchtet. Und golden erstrahlen da im Sonnenlicht Sternenkrone, drei Zepterblüten und ein Mond.
Ein verheißungsvolles Bild, das Schöpfungssehnsucht weckt? Im Einklang mit dem mystischen Folgewort von Angelus Silesius?
Wird Christus tausendmal zu Bethlehem geboren
und nicht in dir: du bleibst noch ewiglich verloren.
Ein Ruf nach Vollendung? Selber den Heiligen Geist empfangen, sich befruchten lassen von Ihm, dem Herrn des Geschehens? Unbefleckt vom Weltgeschehen, von Gier nach Genuss, Besitz und Macht die Reine Jungfrau sein? Den Erlöser, All-Liebe gebären? J e d e m d a s S e i n e zugestehen? So verhärtete Strukturen aufbrechen? Unverzichtbare Vorarbeit für paradiesische Gesellschaftsverhältnisse auf Erden leisten? Und all das birgt versiegelt in sich die Gestalt der Mutter Gottes?
Im 4fachen Alltag von Denken und Tun, von Empfinden und leiblichem Dasein jungfräulich den Blick richten auf die 3fache Geisteskraft von Erschaffen, Erhalten und Erneuern! (3x4=12) In Jesu Kreis der 12 Kernjünger entdecken und erfassen den Erdengrundriss des verheißenen Reiches Gottes, das sich laut Neuen Testaments doch in unserm Innern befinde, dessen wir uns würdig zu erweisen hätten und nach dem wir zuerst trachten sollten! Und am Ende dann mit Fug und Recht drei Kreuze machen!
Die hier aufs Wesentliche vereinfachte Grafik des von Firmircus Maternus im 4. Jh. überlieferten thema mundi, des Weltthemas und Welthoroskops, zeigt die in unserer 4fachen Erdennatur zur Entfaltung anstehenden 3 Kreuze in den Grundfarben Rot (Vater), Blau (Sohn) und Gelb (Heiliger Geist). Zu integrieren wäre da noch ein Kranz von 12 Fünfsternen, die im Gegensatz zur EU-Flagge sich jedoch alle mit einer 5. Spitze als Quintessenz ausrichten müssten auf die geistig gemeinsame Mitte, damit es mit der Zeit weniger leidvoll, sondern auch erfreulich friedvoll 13 schlage.
Der höher führenden Mutter Gottes begegnen wir auch in der mystischen Gestalt der Virgo Dolorosa, tiefsinnig auf Leinwand gebannt in der Basilika St. Vitus / Ellwangen. In helles Licht getaucht und gewandet in des Himmels wallendem Blau, zeigt sich dort die Schmerzensreiche Jungfrau mit 7 Schwertern, gefasst in 2 Bunde (vgl. Rugiwit im Artikel „3facher Gott, …“):
Zur Rechten 3 Schwerter mit eigenständig ausgerichteten Parierstangen, zur Linken 4 Schwerter, von denen eines die aufgereihten drei anderen mit gegengedrehter Parierstange auffängt. Eine Drei und eine Vier, unsere 3fache Gottnatur und 4fache Erdennatur, verschlüsselt zu 7 Handhaben, zu 7 Handwaffen? Deren 2 Bund tödliche Spitzen die Mutter Gottes mit den Händen kreuzweise Ego-gerichtet auf ihrer Brust zusammenführt als Ausdruck allumfassender Leidens-bereitschaft. So das Innenbild samt 2 Posaunenengeln an dessen Längsseiten und einem 3. Engel an dessen unterer Querseite mit auf Latein entrolltem Beistandsflehen an die Jungfrau in lebenslanger Kreuzigungstrauer.
Und aus der Höhe ein mächtiger Himmelsbote mit 2 Begleitengeln. Eine mystische Dreiheit, die mit dem dornengekrönten Haupt Christi auf einem ins Innenbild hineinreichenden Tuch auffordert, erkannte Wahrheit bis zur Selbstaufopferung zu leben? Ein Ruf, der Reifewilligen, der aufgeschlossenen Menschen geistige Schwangerschaft verheißt, empfangen vom Herrn des Geschehens? Und nachfolgend, wann auch immer, innere Sohnesgeburt von Gottes Gnaden?
In Dunkel gehaltenem Außenbild fallen unten links ins Auge ein Gefäß gebrauchter Nägel samt Hammer und ein Kreuz mit INRI-Inschrift nebst aufgerichteter Lanze, während auf der rechten Seite, ebenfalls in Dunkel gehalten, ein Hahn in des Himmelsboten Höhe brustgeschwellt auf einer Leiter sein Kikeriki schmettert.
Wer aufrichtig um geistige und sittliche Höherentwicklung ringt, öffnet sich himmlischer Botschaft, erfasst des Daseins Licht und Schatten und entsagt mit der Zeit allem Karriere-Krähen. Er hinterfragt das mystische Dunkel der Leidensgeschichte Jesu, trennt Versiegeltes von Historie, müht sich selber um Entschlüsselung innewohnender Weisheit und findet so über Dargebotenes hinaus zu persönlich erfüllter Deutung der Mutter Gottes.
Wenn Mund und Sinne schweigen,
wird der Heil’ge Geist herab sich neigen,
den Sohn im Innern uns gebären
und so des Schöpfers Willen lehren.