Leonardo da Vincis Abendmahl

Alle vier Evangelien bringen Jesu letztes Abendmahl mit seinen Jüngern zur Sprache. Bis in die Neuzeit hinein hielten Maler immer wieder diese Überlieferung bildlich fest. In seinem Mailänder Fresko tut es auch Leonardo da Vinci, indem er tiefgründig den Blick lenkt auf den Augenblick, in welchem Jesus seinen Zwölfen vom Verrat berichtet, der ihm aus ihrer Runde bevorstehe.

 

          

Mit Jesus in der Bildmitte, d.h. mit dessen Haupt als Zentralperspektive bringt L. da Vinci maltechnisch räumliche Tiefe auf die Fläche und erinnert so zugleich an unsere gottgebotene Vollendung mit dem Bezug auf uns sowohl als Einzel- wie auch als Gemeinwesen. Wer nun fern der großenteils zur Wahrsagerei herabgesunkenen Horoskopie von heute um die alte Astrologie als Urreligion weiß, dem bleibt in L. da Vincis Abendmahl auch nicht verborgen der kosmische Bildaufbau, das thema mundi, das wiederholt angesprochene Welthoroskop.    

So „weist“ Jesus im Einklang mit dem über seinem Haupt befindlichen Bogen als verdecktem Welthoroskop den Aposteln zu seiner Linken der Reihe nach mit aufwärts gerichteter Hand die 6 Felder über dessen Horizont zu und „weist“ mit abwärts gerichteter Rechten den anderen die 6 Felder darunter zu, wodurch er selbst in die Mitte der Grafik rückt und die einzelnen Jünger um ihn herum den 12-Häuserring, den Ring der 12 Lebensfelder bilden.   

Dabei fällt das 2. Haus, in heutiger Horoskopie auch Geldhaus genannt, Jesu Säckelwart zu, der zum Verrat entschlossen, sich bei umgeworfenem Salz-Napf mit dem Ellbogen auf die hergerichtete Tafel stützt, fest in der Hand den Mammon, der heute Weltherrschaftsanspruch erhebt und diesen laut dem oft zitierten Sprichwort „Geld regiert die Welt.“ unter Verlust von Wahrhaftigkeit auch zunehmend umsetzt. Hier greift Jesu Warnung an die Seinen, die er als das heilbringende, Fäulnis verhindernde Salz der Erde bezeichnet, das dumm und unnütz zu werden drohe. Eine Gefahr, der auch bekennende Christen erliegen, sofern sie sich am Ruf der weltweit wuchernden Finanzindustrie nach grenzenlosem Wirtschaftswachstum beteiligen mit dem Ergebnis massiver Umweltzerstörung, verheerenden Klimawandels und bedrohlich heraufziehender Ellbogen-Gesellschaften.

Wahrhaftigkeitsmangel, Verlust christlicher Wirtschaftstugend! So doch in L. da Vincis Abendmahl die Verrats-Gestik des 2. Horoskop-Hauses. Und da mahnt in erhabener Ruhe vor einer Fenster-Dreiheit ein Sohn Gottes das ewige thema mundi der drei Kreuze an? Der Schöpfung Gesamtsicht, welche uns seit Urbeginn als dreieiniger Gottesfunke innewohnt? Eine uns voller Mythos und Symbolik überlieferte Sicht, die das Diesseits mit dem Jenseits verbindet? Eine ganzheitliche Sicht, mit der die Moderne brach, die aber in Zukunft treuloser Wissenschaft und Politik eine Neugeburt abverlangt, welche Gott und Dasein eint.

Elf Gesten in Leonardo da Vincis Abendmahl bekunden enge Verbundenheit mit dem Sohn Gottes (als aller Menschen Schöpfungsziel?) wie z.B. zur Linken Jesu diejenige des alle anderen überragenden Jüngers, der als Inhaber des 10. und höchsten Welthoroskop-Amtes mit leicht gebeugter Haltung und den Händen vor der Brust die Tugend tiefster Innerlichkeit zum Ausdruck bringt, während man heute als Machthaber eher auf Äußerlichkeit setzt. Hier nun drei weitere Gesten wahrhaft christlichen Wesens: Zeugt die Gestik der offenen Arme nicht von einem freudig frommen „Jedem-das-Seine“? Fordert ein erhobener Zeigefinger nicht Gerechtigkeit ein? Deutet ein im Rücken des Verräters gezogener, aber harmlos gerichteter Dolch nicht auf Duldsamkeit hin?

Ohne Frage handelt es sich bei den vier hier gedeuteten Gesten doch um wahrhaft christliche Tugenden, an denen es über Wahrhaftigkeitsmangel hinaus dem demokratischen Rechtsstaat leider in entsprechenden Politikfeldern immer wieder fehlt, in den Häusern 10, 11, 12 und 3 des Welthoroskops nämlich. So weisen häuserbezogen gewiss auch die restlichen Gesten hin auf einzelne Tugenden eines 12fach christlichen Wesens, das es laut zweiter Vaterunser-Bitte „Dein Reich komme!“ zu ergründen und zu entfalten gilt. Eingedenk also eines Reiches Gottes auf Erden, das laut Neuem Testament sich in unserm Innern befinde, dessen wir uns würdig zu erweisen hätten und nach dem wir zuerst trachten sollten.

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